Professionelles Lektorat – wann ist es sinnvoll?
Einen Text zu schreiben ist eine komplexe Angelegenheit. Denn was uns im mündlichen Gespräch häufig einfach über die Lippen kommt, kann schriftlich so nicht eins zu eins festgehalten werden. Ein Text benötigt Planung, Aufbau und Struktur. Außerdem ist die Wortwahl eine andere sein als beim mündlichen Gespräch oder Vortrag. Und nicht zuletzt gilt: Der oder die Schreibende muss seine Zielleserschaft genau im Blick haben. Ganz schön viel zu tun also. Deshalb ist es in manchen Fällen sinnvoll, den eigenen Text zum Abschluss in ein Lektorat zu geben.
Wann brauche ich ein Lektorat?
Sicher ist nicht jeder Text so wichtig, dass man ihn einem professionellen Lektor übergeben muss. Das gilt z.B. für Texte für den internen Gebrauch, Anleitungen und Korrespondenz. Hier reicht es häufig aus, den Text von einer Kollegin oder einem Freund gegenlesen zu lassen.
Anders liegt der Fall bei Texten, die für eine breitere Öffentlichkeit bestimmt sind. Dazu gehören Buch-Manuskripte, Broschüren und anderes Werbematerial, wichtige Präsentationen, Geschäftsberichte, Texte für Webseiten und Social Media usw. Ein professionelles Lektorat bietet sich darüber hinaus auch für Abschlussarbeiten und Bewerbungsunterlagen an. Denn: Ein fehlerfreier und ansprechender Text sorgt für einen guten Eindruck und wird daher vorausgesetzt.
Das leistet ein professionelles Lektorat
Die Aufgabe einer professionellen Lektorin ist es, den Text sprachlich, stilistisch und in seiner Struktur abzurunden. Daher beinhaltet ein professionelles Lektorat die folgenden Arbeitsschritte:
- Korrektur der Rechtschreibung und Zeichensetzung
- Korrektur von Grammatikfehlern
- Vereinheitlichung, z.B. von Abkürzungen, Maßeinheiten oder Schreibweisen von Zahlen
- Semantische Überprüfung: Passt der gewählte Begriff in den Kontext oder sollte er besser durch einen anderen ersetzt werden?
- Korrekte Verwendung von Fachbegriffen
- Überprüfung der Argumentation: Ist der Text schlüssig oder gibt es Widersprüche, unnötige Abschweifungen und Füllsätze?
- Überprüfung auf Wiederholungen
- Überprüfung und Anpassung des Stils, z.B. zur Vermeidung umgangssprachlicher Wendungen, aber auch „gestelzter“ Formulierungen
- Verwendung gendergerechter und weiterer inklusiver Formulierungen
- Anpassung des Textes an die Zielgruppe, z.B. SEO-Tauglichkeit
Auf Wunsch – und in der Regel gegen einen Aufpreis – kann ein Lektorat außerdem die folgenden Arbeitsschritte enthalten:
- Formatierung des Textes
- Inhaltliche Überprüfung (hierzu braucht man einen fachlich spezialisierten Lektor)
- Generelle Anregungen zur Verbesserung des Textes, z.B. Hilfe bei einer präziseren Argumentation
- Schreibberatung
Das leistet ein professionelles Lektorat nicht
Das Lektorat ist also ein vielstufiger Prozess, der einen Text erheblich verbessern kann. Am Ende entsteht daher ein schöner und runder Text, der sowohl sprachlich als auch inhaltlich anspricht und überzeugt. So kann er zum Aushängeschild seiner Verfasserin oder seines Verfassers werden.
Dennoch gibt es einige Punkte, die ein Lektorat im Regelfall nicht leistet, weil es sich hierbei schlicht und einfach um andere Dienstleistungen handelt. Dies sind etwa:
- Recherche von Fachliteratur zum Thema des Textes
- Überprüfung im Text genannter Quellen auf ihre Korrektheit
- Strukturieren und Entwickeln des Textes
- Verfassen einzelner Passagen oder sogar des gesamten Textes
Auch solche Dienstleistungen lassen sich ohne Weiteres in Anspruch nehmen. Jedoch sind sie nicht Teil eines Lektorats. Wer sie benötigt, sollte daher nach einem anderen Dienstleister suchen, z.B. nach einer Texterin.
Fazit: Kosten und Nutzen abwägen – klare Absprachen helfen
Texte zu schreiben ist eine komplexe Aufgabe. Daher ist es für wichtige Texte sinnvoll, ein professionelles Lektorat in Anspruch zu nehmen. Wer sich unsicher ist, kann das natürlich auch für andere Texte tun. Da die Lektorin als Expertin und professionelle Leserin ihre Dienste natürlich nicht umsonst anbietet, ist das aber auch eine Frage der Kosten (wie man unnötige Kosten beim Lektorat vermeidet, zeige ich in diesem Artikel). Um Missverständnisse zu vermeiden, ist es insbesondere wichtig, sich vorab einen Kostenvoranschlag machen zu lassen. Außerdem sollte man seine Erwartungen – am besten im direkten Gespräch – klar kommunizieren. Nur so weiß der Sprachexperte, was dem Auftraggeber besonders wichtig ist. Und er kann ihm auch direkt sagen, ob seine Anforderungen tatsächlich so umsetzbar sind.